Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V.

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Ornitho  Vögel 

Nachtreiher in Hessen

In diesem Jahr besonders häufig beobachtet: Der Nachtreiher

Im Herbst 2020 hatten wir über das gehäufte Vorkommen von Nachtreihern in Hessen berichtet, bis Anfang September wurden seinerzeit 15 der kleinen Reiher beobachtet. In diesem Jahr ist die Anzahl der beobachteten Vögel mit bislang gut 30 Tieren sogar doppelt so hoch. Damit ist das bisher stärkste Auftreten der unauffälligen, gerne in der Dämmerung und nachts aktiven Vögel in unserem Bundesland dokumentiert.

Besonders interessant: in insgesamt drei Gebieten in der südlichen Hälfte von Hessen wurden ab April und Mai durchgehend kleine Gruppen von bis zu sieben Nachtreihern beobachtet, bei denen sich zeitweise auch Jungvögel aufgehalten haben. Aufgrund der sehr weiten Abwanderung der südeuropäischen Jungvögel stellen Beobachtungen allein von Jungen allerdings noch keinen Brutnach- oder -hinweis dar. Brutnachweise sind nur durch Nestfunde mit nestbauenden, brütenden oder fütternden Altvögeln möglich. Auch durch eine Suche nach Nestern im Bereich der Beobachtungsgebiete nach Laubfall wäre noch ein Brutnachweis dieser nördlich der Alpen nur sehr selten brütenden Reiherart denkbar. Nachtreiher wurden in Hessen auch schon als Brutvögel nachgewiesen: im Zeitraum von 1968 bis 1980 konnten in insgesamt sieben Jahren bis zu vier Paare im NSG Lampertheimer Altrhein in der Südspitze des Bundeslandes gefunden werden.

Die nachtaktiven Reiher brüten in weiten Teilen Nord- und Südamerikas, Afrikas und Asiens. In Europa sind sie vor allem südlich einer Linie von der Bretagne über Norditalien bis zum Schwarzen Meer zuhause. Große Brutvorkommen gibt es z.B.  in Frankreich und Ungarn. In Deutschland brüten Nachreiher lediglich in Bayern, vor allem im Donauraum, und im Raum Stuttgart in Baden-Württemberg.

Vor gut 100 Jahren war der Nachtreiher in weiten Teilen Deutschlands ein außerordentlich seltener Gast. Aus Hessen liegen nur fünf Meldungen aus der Zeit von 1845 bis 1929 vor. Von 1958 bis zur Jahrtausendwende wurde die Art zwar fast alljährlich, aber mit meist nicht mehr als fünf und maximal zehn Vögeln pro Jahr bei uns nachgewiesen.  Insgesamt ist eine deutliche Zunahme vor allem in den letzten 20 Jahren erkennbar.

Die Fotos stammen aus einem der Gebiete, aus dem Naturschutzgebiet Reinheimer Teich östlich von Darmstadt.

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